Alles für die Füße
Viele Jahrtausende waren die Menschen meist barfuß auf weichen Böden unterwegs. Bei Kälte wickelten sie sich Felle um die Füße, als Schutz gegen heiße Böden Palmblätter. In der Antike wurden einfache Schuhe zum Allgemeingut, bestanden aber weiterhin aus weichen organischen Materialien. Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde günstiges Schuhwerk zunehmend in Fabriken gefertigt, wodurch es für die breite Masse erschwinglich wurde. Heutzutage ist es normal, fast immer Schuhe zu tragen.
Feste Sohlen auf asphaltierten Untergrund bekommen unseren Füßen nicht: die komplexe Konstruktion aus 26 Knochen, 27 Gelenken, 32 Muskeln, zahlreichen Sehnen und Bändern wird kaum noch trainiert. Die Muskulatur bildet sich wegen mangelnder Belastung zurück, der Fuß verliert seine Stabilität. Extrem hohe Absätze und enge Schuhspitzen können außerdem zu Fußdeformationen wie Hallux Valgus, Knick-, Senk- oder Spreizfüße führen. Hinzu kommt, dass der moderne Mensch die meiste Zeit des Tages sitzt oder liegt, worunter die gesamte Anatomie und Funktionalität des Körpers leidet. Leicht entsteht so eine ganze Kette von muskulären Dysbalancen von den Füßen bis zum Nacken, die zu Verspannungen und einer gestörten Körperstatik führen kann. Ärzte raten daher, öfters zu Fuß zu gehen und dabei gelegentlich sogar die Schuhe wegzulassen.
Die richtige Lauftechnik im passenden Schuh
Wenn beim Gehen ein Fuß den Boden berührt, läuft eine Stoßwelle von der Ferse durch die Wirbelsäule bis zum Kopf. Beim Rennen wirkt kurzzeitig sogar die drei- bis vierfache Kraft des Körpergewichtes auf die Gelenke. Unser Organismus kommt damit gut klar, wenn die Muskulatur des Gehapparates entsprechend stark ist. Nach neuesten Erkenntnissen verkümmert diese sogar in Sportschuhen mit Stoßdämpfung. Deshalb gibt es seit einigen Jahren die Gegenbewegung, Joggingschuhe nur noch minimal zu dämpfen oder gar in sogenannten Barfußschuhen auf jede Art von Schockabsorbern zu verzichten. Allein der Wechsel zu minimalen Schuhwerk reicht nicht aus, um sich die richtige Lauftechnik anzueignen. Experten empfehlen, kürzere Schritte zu machen und eher mit dem Mittel- und Vorderfuß aufzusetzen als mit der Ferse. So ist der Aufprall bei kurzen Schritten weniger heftig, und das Längsgewölbe zwischen Ballen und Ferse fängt wie eine Art Feder den Stoß ab. Generell sollte man Fuß- und Beinmuskulatur an die ungewohnte Belastung allmählich heranführen. Und: Bereits vorliegende Fußfehlstellungen können nur dann behoben werden, wenn sie durch eine unterentwickelte Muskulatur hervorgerufen werden. Sind die Ursachen für eine Fehlstellung deformierte Knochen, ist der Effekt des Barfußlaufens begrenzt.
Ein Erlebnis für die Füße
Beim „wirklichen“ Barfußlaufen auf weichen Untergrund erspüren 1.700 Nervenenden im Fuß, wie wir uns bewegen und welche Beschaffenheit der Untergrund hat. Innerhalb Bruchteilen einer Sekunde gelangen diese Informationen zum Gehirn, so dass sich die untere Extremität immer wieder an die Unebenheiten im Boden anpasst. Das stärkt nicht nur die Muskulatur des Quer- und Längsgewölbe an der Fußunterseite, sondern ebenso Bein- und Gesäßmuskeln. Und schon der Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp wusste, bewegt sich der Mensch ohne Schuhe, wirkt sich die Stimulation an den Fußsohlen positiv auf den gesamten Organismus aus: der Blutdruck wird reguliert, Abwehrkräfte und Herz-Kreislauf-System werden gestärkt, der Geist entspannt.
Auch hier gilt: wer lange nicht mehr barfuß gelaufen ist, sollte seinen Füßen nicht zu viel zumuten. Eine Wiese ist ein guter Einstieg für empfindliche Sohlen. Oder ein Barfußpark. Dort gibt es unterschiedliche Stationen und Pfade, auf denen die Füße verschiedene Untergründe kennen lernen. Achte bei deinem Barfuß-Spaziergang darauf, was deine Füße empfinden. Gehe auf der Ferse, den Zehenspitzen, der Fußaußen- und Fußinnenkante und spüre, wie sich deine Empfindungen dabei verändern. Es muss nicht immer Yoga sein – auch Barfußlaufen ist eine effektive Methode, um Körper und Geist zu entspannen.
Barfuß unterwegs in Hessen
Warmes für die Füße
Zehensocken
Bei Knitido gibt es ebenfalls Yogasocken und sinnvolle Unterstützung für Fehlstellungen wie Hallux Valgus.
Buchempfehlung: Die Yoga-Fußschule
Fehlstellungen in den Füßen führen nicht nur zu Fußbeschwerden, sondern beeinträchtigen auch unser seelisches Wohlbefinden. Die Tänzerin und Yogalehrerin Susanne Kinzelmann-Gullotta hat Übungen entwickelt, mit denen du deine Füße zurück in ihre natürliche Beweglichkeit und Schwingung bringst. Die ganzheitliche Bewegungs- und Wahrnehmungsschulung basiert auf der Spiraldynamik, ein Konzept zur Beschreibung von Bewegungsabläufen, deren statisches Grundelement eine Spirale ist.
Empfehlenswerte Links:
Zum Weiterlesen:
- Sabrina Fox: "Auf freiem Fuß. Ein Jahr ohne Schuhe? Ein Experiment", Allegria Verlag 2015
- Carsten Stark: "Füße gut, alles gut. Ganzheitlich gesund ohne Einlagen, Medikamente und OP", Südwest Verlag 2014
- Doris Iding: "Barfuß Schritt für Schritt", Windpferd Verlag 2013
(Claudia Dahnelt - Lotusblume Yoga & Ayurveda, Frankfurt, September 2015)